Leben mit Krebs – Ratgeber für den Alltag
Ein Überblick über Rechte, Alltagshilfen und Familienunterstützung.
Die Diagnose Krebs hat für die meisten Menschen deutlich weitreichendere Folgen als nur die körperliche Gesundheit. Auch das Familienleben und das Leben der Angehörigen verändert sich schlagartig durch die neue Situation. Ebenso ist für viele Betroffene die Arbeit ein wichtiges Thema. Doch wie geht man mit diesen plötzlichen Veränderungen um?
Krebs in der Familie, was tun?
Wichtig für die Betroffenen ist die eigene Situation realistisch zu sehen, Belastungen zu benennen, eigene Grenzen zu erkennen und vor allem eigene Bedürfnisse und Wünsche wahrzunehmen. Das alles kann helfen, eine dauerhafte Überforderung zu vermeiden. Ein offenes Gespräch, auch über die eigenen Ängste und Sorgen, kann sehr entlastend sein.
Für Angehörige ist es wichtig zu versuchen, ihr Gegenüber zu verstehen. Die erkrankte Person erfährt die Auswirkungen ihrer Krankheit und deren Therapie in erster Instanz, was bei vielen Menschen zu Verhaltensänderungen führt, die für das Umfeld nicht immer nachvollziehbar sind.
Das Beste, was Angehörige in so einer Situation tun können, ist zu versuchen, die erkrankte Person in so vielen Bereichen wie nur möglich zu unterstützen: Zuhören, nach hilfreichen Informationen suchen und im Alltag helfen.
Familie und Partner:innen sind für die meisten Betroffenen oft über Jahre hinweg die erste Anlaufstelle und daher oft einer hohen psychischen Belastung ausgesetzt. Angehörige sollten ebenso auf ihre psychische Gesundheit achten und eigene Bedürfnisse nicht vernachlässigen, z.B. weiterhin eigenen Hobbies nachgehen und soziale Kontakte pflegen.
Soziale und rechtliche Fragestellungen
Durch die Erkrankung und deren Therapie sind Betroffene stark belastet und können den Alltag oft nicht wie gewohnt meistern. Bereits während des Krankenhausaufenthalts ist es möglich, sich im Spital an Sozialdienstmitarbeiter:innen zu wenden. Dies bietet Gelegenheit, schon früh über Angebote, Rechte und die Regelungen im jeweiligen Bundesland aufgeklärt zu sein.
Man sollte sich nicht scheuen, Angebote wie z.B. häusliche Pflege, eine Haushaltshilfe oder Kinderbetreuung in Anspruch zu nehmen – sie unterstützen beim Wiedereinstieg in den Alltag.
Arbeitsunfähigkeit und finanzielle Aspekte
Viele Krebspatient:innen sind aufgrund ihrer Behandlung gezwungen, eine längere Zeit in den Krankenstand zu gehen, da sich Therapie und Arbeit kaum gemeinsam bewältigen lassen. Krankenstand bedeutet jedoch auch in den meisten Fällen Einkommenseinbußen, da das Krankengeld meist nach sechs Wochen bloß noch 50 % des eigentlichen Gehalts beträgt. Das Einkommen wird also geringer, während Fixkosten gleichbleiben und meist zusätzliche Ausgaben unter anderem für Medikamente anfallen.
Hinzu kommt der Fakt, dass es nach der derzeitigen Rechtslage in Österreich möglich ist, Arbeitnehmer:innen im Krankenstand zu kündigen. Jedoch haben Krebspatient:innen die Möglichkeit, bedingten Schutz gegen eine Kündigung im Krankenstand zu erwirken, indem sie Antrag auf einen „begünstigten Behindertenstatus“ stellen. Dieser erwirkt, dass eine Kündigung während des Krankenstandes vor einem Schiedsgericht beim Sozialministerium mit dem Arbeitgeber verhandelt werden muss. In den meisten Fällen kommt es jedoch nicht zu einer Rücknahme der Kündigung, sondern zu einer Abschlagszahlung, die trotzdem mit dem Verlust des Arbeitsplatzes einhergeht. Neue Daten haben ergeben, dass sich 40 % der Menschen*, die an Krebs erkranken, im Alter zwischen 15 und 65 Jahren befinden, einem Alter, in dem Berufstätigkeit für die meisten Menschen eine große Rolle spielt. Nach zwei Jahren jedoch sind bereits ein Viertel dieser Personen nicht mehr berufstätig.
Also was, wenn das Geld nach einer Zeit trotz Ausschöpfung aller möglichen Mittel nicht reicht? Auch hier kann man mit Unterstützung rechnen: Die Österreichische Krebshilfe hat bereits im Jahr 2014 einen Soforthilfefonds eingerichtet, der durch Spenden finanziert wird. Dieser übernimmt in vielen Fällen verschiedene Kosten, die durch die Krebserkrankung anfallen.
* Quelle: Krebsreport 2024