Schlafstörungen

Prim. Assoz.-Prof. PD Dr. Stefan Seidel, FEAN, Ärztlicher Direktor der Klinik Pirawarth

Frage an Herrn Prim. Assoz.-Prof. PD Dr. Stefan Seidel, FEAN, Ärztlicher Direktor der Klinik Pirawarth: „Was könnte die Ursache für meine andauernden Schlafstörungen sein und gibt es spezifische Behandlungen oder Therapien, die Sie mir empfehlen können?"

Schlafstörungen, allen voran die Insomnie in ihrer chronischen Form, beeinträchtigen die Lebensqualität von Betroffenen auf verschiedene Art und Weise. Zum einen fühlen sich Menschen mit einer chronischen Insomnie tagsüber erschöpft und oft innerlich angetrieben, neigen vermehrt zu Fehlern, sind reizbar oder niedergeschlagen. Zum anderen wirkt sich der chronische Schlafmangel mittel- bis langfristig negativ auf den Stoffwechsel, die Verdauung, die Blutdruckregulation und die Gehirngesundheit aus.

Die chronische Insomnie betrifft rund zehn Prozent der Allgemeinbevölkerung. Bei der Entstehung dieser Erkrankung spielen mehrere Faktoren eine Rolle: eine gewisse Veranlagung (Prädisposition), ein auslösender Moment (Präzipitation) sowie weitere Faktoren, die die Insomnie aufrechterhalten (Perpetuierung) und chronisch werden lassen. Diese perpetuierenden Faktoren sind neben psychosozialen Belastungsfaktoren, chronischen Schmerzen oder anderen Schlafstörungen (z. B. Schlafapnoe, Restless-Legs-Syndrom, Zirkadiane Schlaf-Wach-Rhythmusstörungen) auch ungeeignete Strategien, mit der Schlaflosigkeit umzugehen. Zu letzteren zählen Gedankenmuster und Verhaltensweisen, die sich negativ auf die Schlafstörung auswirken, obwohl die/der Betroffene damit versucht, die Beschwerden zu lindern. So wird beispielsweise versucht, mit immer längeren Zeiten, die im Bett verbracht werden, mehr Schlaf zu bekommen.

Obwohl mittlerweile neben den klassischen „Schlafmitteln“ (Hypnotika) auch moderne Substanzen für die Behandlung der Insomnie zur Verfügung stehen, ist die kognitive Verhaltenstherapie (KVT-I) bei Insomnie die Therapie der Wahl. Dabei werden im Einzel- oder Gruppensetting das nötige Wissen zum Thema Schlaf (Schlafedukation) vermittelt, die Restrukturierung dysfunktionaler Gedanken, Stimuluskontrolle, Schlafrestriktion bzw. -kompression und Entspannungstechniken erlernt und praktisch über mehrere Wochen umgesetzt.

Die Klinik Pirawarth stellt im Rahmen der psychosomatischen Rehabilitation ein umfangreiches Therapieangebot zur Verfügung, das neben aktivierenden Einheiten auch die Fähigkeit zur Entspannung fördern soll. In Kombination mit moderner Schlafdiagnostik und Stimulationsverfahren kann gemeinsam mit der Patient:in die Fähigkeit wieder besser zu schlafen aufgebaut werden.